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Heikes Gedichte und poetische Entdeckungen

Heimat vielleicht

Zum Thema Heimat ließe sich vieles dichten. Hier mein Beitrag für das_lyrische_foyer vol vii

Heimat vielleicht

im vierten Jahr baut die Amsel
ihr Nest im Lorbeerstrauch

ein Marder läuft die Wand hoch zu
seinem Unterschlupf unterm Dach

im Flur des Hauses blicke ich durch
die Scheibe auf das verlassene Nest

das_lyrische_foyer

Seit Ende September gibt es in Hamburg monatlich eine Lyriklesung unter dem Motto „Lyrik trifft Musik trifft Mensch“. Zwei Lyriker:innen, ein Thema, ein:e Musiker:in und ein Moderator (Fritz Sebastian Konka alias @fskonka). Augabe 7 zum Thema Heimat steht am 30. März an.

Das Konzept hört sich spannend an, unterhaltsam und anregend. Doch da Hamburg von mir aus ziemlich weit weg ist, kann ich nicht sagen, wie es ist dabei zu sein. Vielleicht wenn ich irgendwann einmal gegen Monatsende im Norden bin.

Warum stelle ich das trotzdem hier als Entdeckung vor? Den ganzen Monat über kann jede:r ein Gedicht zum Thema auf Instagram einreichen. Manche davon werden wohl vor Beginn der Veranstaltung auf der Leinwand gezeigt. Alle eingereichten Gedichte werden von @das_lyrische_foyer gepostet. Somit trifft „Lyrik trifft Mensch trifft Lyrik“ auch auf mich zu, die ich am anderen Ende des Landes wohne. Ich bekomme einen Themenvorschlag, zu dem ich dichten kann, lese fasziniert, was andere dazu geschrieben haben, und entdecke nebenher eine ganze Reihe von Personen, denen ich folgen mag. Für viel mehr Lyrik und Dichter:innen in der Timeline!

Blackout-Texte, nochmal anders

Vor Kurzem war ich bei der Jahrestagung des Segeberger Kreises. Das Thema dieses Jahr lautete: L…CKEN. Über das Verschwinden. Das war eine Steilvorlage für Blackout- oder Erasure-Texte. In einer kleinen, aber sehr feinen Gruppe von vier Frauen experimentierten wir vier Tage mit dieser Schreibform und waren sehr produktiv.

Drei Ergebnisse möchte ich mit euch teilen, jeweils eingescannt als Bild, weil die Anordnung der Wörter und die Gestaltung der Lücken mindestens so wichtig sind wie die verbliebenen Wörter selbst.

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eingedampft oder ausgestrichen

Unter der Überschrift „Eingedampftes“ habe ich im Schreibtraumblog ein Haiku eingestellt, das ich aus einem Gedicht von Friedericke Mayröcker geschrieben habe. Im Grunde war das auch Erasure-Poesie, weil ich nichts an dem Wortmaterial verändert und die Reihenfolge gleich gelassen habe. Deshalb wollte ich jetzt noch einmal schauen, wie es in Ausstreichungsform aussieht.

Grundlage ist ein Screenshot des Gedichts auf lyrikline.org, ich habe also digital ausgestrichen, nicht auf Papier. Heraus kommt dann das:

Zwischen in Buntstiftlook ausgestrichenen Zeilen bleiben die Worte: überaus schönes / im funkelnden Wind / welcher die Herzschläge zählt
Friedericke Mayröcker auf lyrikline.org – von mir ausgestrichen

Mir gefällt die Haikuform in diesem Fall besser. Aber einen Versuch war es wert.

Übrigens: Richtig coole Erasure-Poesie auf Deutsch und auf Englisch findet ihr bei @blackoutpoetry auf Instagram.

Ausgestrichene Poesie

Durch ein Flurgespräch bei der Arbeit habe ich mich vor Kurzem an die Ausstreichungen/Erasures von Christian Hawkey und Uljana Wolf erinnert und nochmal gelesen. Das Buch „SONNE FROM ORT“ ist 2012 bei kookbooks in Berlin erschienen. Uljana Wolf und Christian Hawkey nahmen sich die zweisprachige Ausgabe der „Sonnets from the Portuguese“ mit Tipp-Ex vor. Aus 44 Liebessonetten von Elizabeth Barrett Browning und deren Übersetzung von Rainer Maria Rilke wurden 88 Erasure-Gedichte über die Liebe, das Schreiben und anderes. Die Lücken, grafisch gestaltet von Andreas Töpfer, sind dabei genauso wichtig wie die stehengelassenen Worte. Sie öffnen Räume.

Gedichte 42 aus „Sonne from Ort“

Manchmal ertappe ich mich beim Grübeln darüber, was wohl im Ursprungsgedicht stand. Meist erfreue ich mich aber einfach an den gelungenen „Übersetzungen“ von Uljana Wolf und Christian Hawkey, die jeweils beide für sich stehen und zusammen nochmal ein drittes ergeben. Es sind Sätze wie „auf meine / lider / schichte / größere Gewichte“ (S. 9) oder „ich / war noch nicht im Schnee / geschult“ (S. 45) oder auch einfach das oben abfotografierte „an / aus“, die mich gefangen nehmen. „I wrote“ eine Leseempfehlung.

Jahreswechsel

Schon wieder ein Jahr, das endet, ein neues, das beginnt. Dazu passend heute ein sehr altes Gedicht von mir, das ich gestrafft und in neue Form gebracht habe. Auch wenn draußen weder Schnee noch winterliche Temperaturen sind: Rutscht gut rein und startet mit Optimismus in 2023!

starr liegen Frösche im Schlammboden des Weihers Totholz treibt ab den Steg zwischen den Jahren passiere ich in Schnee
Text von mir, Bild von Foto-RaBe auf Pixabay
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